Vorerschlossen in 12 Faszikeln: - 1) 10 Schreiben von Friedrich dem Großen an bzw. für Valory (zumeist mit eh. U., davon 2 gänzlich eh.) sowie eine teils chiffrierte Beilage. - 2) 8 Schreiben von Louis XV. an Valory bzw. Friedrich den Großen, alle mit eh. U. - 3) 25 Schriftstücke (Korrespondenz, Memoires, Verträge) zur europäischen Politik in zeitgenöss. Abschrift. - 4) 8 Schreiben des frz. Premierministers Kardinal André-Hercule de Fleury an Valory mit eh. U. - 5) 5 Schreiben frz. Diplomaten an Valory. - 6) 6 Schreiben verschiedener Diplomaten an Valory sowie 1 Teilabschrift eines Geheimvertrags. - 7) 6 Schreiben des preußischen Kabinettsministers Heinrich Graf Podewils an Valory, davon 3 gänzlich eh. - 8) Schreiben von Karl Albrecht von Bayern, als erwählter Kaiser Karl VII., und Schreiben von Karl Eugen Herzog von Württemberg, beide an Valory, mit eh. U. - 9) 3 eh. Schreiben mit U. von Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf an Valory. - 10) 4 Schreiben von Friedrich Wilhelm II. von Preußen an den Marquis de Boyer d'Eguilles. - 11) 9 diverse Schriftstücke, zumeist Korrespondenz der 1740er/50er Jahre in Abschrift. - 12) 33 diverse Schriftstücke des späten 16. und frühen 17. Jhs., zumeist von deutschen Fürsten an den König von Frankreich. - Zus. 353 SS. Versch. Formate, zumeist Folio und 4to. Hochinteressante Dokumentsammlung aus dem Nachlass des französischen Diplomaten Louis Guy Henri de Valory (Valori), der 1739 als französischer Gesandter an den preußischen Hof kam und dort bis 1750 wirkte, dann 1756 kurzfristig als Botschafter nach Berlin zurückkehrte. Der greise Kardinal und de-facto-Premierminister André Hercule de Fleury hatte den Offizier Valory, der sich im Spanischen Erbfolgekrieg ausgezeichnet hatte, nach Preußen geschickt, um am Hofe Friedrich Wilhelms I. die Interessen von Louis XV. zu vertreten; insbesondere sollte er das französisch-preußische Bündnis gegen das Habsburgerreich festigen. Valory entledigte sich seiner Mission erfolgreich: Er wirkte mehrfach auf die preußische Bündnispolitik ein, arrangierte die Ehe zwischen dem Dauphin und Maria Josepha von Sachsen (1747) und zählt zu den Architekten des Friedens von Aachen (1748). Obwohl der Kronprinz Friedrich zunächst wenig von Valory hielt, fand er bald Gefallen an dem so gebildeten wie originellen Kopf, und nach seiner Thronbesteigung als Friedrich II. bezeugte er ihm mehrmals seine Freundschaft. - Zu den vorliegend überlieferten zehn Schreiben Friedrichs des Großen zählen zwei eigenhändige Billetts (davon eines im Umfang von 3 Seiten); ein weiteres weist eine sechszeilige eigenhändige Nachschrift auf (während Friedrichs Bevollmächtigung für Heinrich Graf Podewils zu einem preußisch-französischen Defensivbündnis neben der Unterschrift das wohlerhaltene königliche Lacksiegel trägt). Die meisten dieser Schriftstücke stammen aus dem ersten Jahr des Ersten Schlesischen Kriegs, mehrere sind in Feldlagern verfasst. Bei Valorys Abschied aus Berlin 1750 spricht ihm Friedrich mit warmen Ausdrücken seine Zufriedenheit aus, und bei seiner abrupten Abberufung 1756 widmet er ihm mit eigener Hand die persönlichen Worte: "Après la façon outrageante dont votre cour se comporte envers moi, vous ne trouverez point étrange que je ne réponds point au ministre de France, mais à mon vieil ami. Je suis fâché de votre départ, et vous pouvez être persuadé que je ferai non seulement des vœux pour votre santé, mais encore pour votre fortune. Faites mes compliments à mes amis dans le pays où vous allez, si j'en ai encore. Pour moi, je vois toutes les extravagances qui arrivent, de sang froid, et vous pouvez être persuadé que, bien loin d'en être découragé, ce m'est un nouvel aiguillon qui m'animera à faire l'impossible possible l'année qui vient. Adieu, mon cher Valory, je vous souhaite un heureux voyage. Federic". - Von Minister Podewils liegen sechs teils eigenhändige Schreiben an Valory vor, die von September 1741 bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Schlesischen Kriegs reichen. Von französischer Seite enthält der Bestand acht vom König von Frankreich unterschriebene Instruktionen an seinen Gesandten, ferner acht Schreiben Fleurys und eine Fülle weiterer diplomatischer Korrespondenz. Viele Dokumente zur Großmachtpolitik der 1740er bis 1750er Jahre finden sich in zeitgenössischer Abschrift, darunter Verträge und Abkommen, Urkunden Maria Theresias (November 1740), Schreiben des englischen Botschafters Hyndford sowie der berühmte Brief Friedrichs des Großen an den Marquis d'Argens aus Hermannsdorf vom 27. August 1760, aber auch zwei Schreiben der preußischen Königinmutter Sophie Dorothea von Hannover zur Heirat der Prinzessin Luise Ulrike mit dem schwedischen Kronprinzen (1744). Eine Vielzahl älterer Schreiben von Kurfürsten und deutschen regierenden Häusern an das französische Königshaus, verfasst zwischen 1570 und 1632, dürfte Valory nach seiner Rückkehr nach Frankreich in sein Arbeitsarchiv übernommen haben. Angereichert ist die Sammlung um einige spätere Stücke aus dem Besitz der Familie Boyer d'Eguilles (Billetts von Friedrich Wilhelm II., 1795/96). Valory hatte in Preußen Kontakt zur Familie; 1746/47 hatte er sich für die Freilassung von Alexandre-Jean-Baptiste d'Eguilles, Bruder des Marquis d'Argens, aus englischer Kriegsgefangenschaft eingesetzt. Der vorliegende Bestand bildet über weite Strecken die Quellengrundlage für die 1820 erschienenen Memoiren Valorys (Mémoires des négociations du marquis de Valori), in der auch wesentliche Teile publiziert sind. - Residuum der Sammlung Sir Thomas Phillipps (1792-1872). Schöne und umfangreiche diplomatische Dokumentensammlung, die das preußisch-französische Verhältnis in den letzten Jahren vor dem "Renversement des alliances" abbildet.